Herr Meier
war gestern noch zur Firmenfeier.
Heute ist der erste Mai
und Herr Meier hat frei.
Endlich für ihn ein freier Tag,
an dem er machen kann, was er mag.
Er ist ziemlich überarbeitet.
Deshalb bereitet
ihm dieser arbeitsfreie Tag besondere Freuden
und er möchte ihn nicht vergeuden.
Er wohnt in einer Villa am Rande der Stadt.
Eigentlich hat er seinen Job schon ziemlich lange satt.
Aber wie sollte man sich den Luxus sonst leisten,
um den ihn beneiden die meisten.
Schnell aus der Villa raus,
auch sein Auto sieht dementsprechend aus
Mit seinem schicken Flitzer,
mit viel Leder, Holz und Chromblitzer
düst er nun durch ein Plattenbaugebiet
und denkt, wie gut, dass ich nicht hierher geriet
Aber Herr Schulze, der wohnt hier im Plattenbau.
Für ihn interessiert sich keine Sau.
Er steht jeden Tag spät auf.
Sein Leben nimmt immer den gleichen Lauf.
Jeden Tag ein freier Tag
und für Herrn Schulze doch nie ein Feiertag.
Wie gern würde er wieder arbeiten gehen,
jeden Tag früh aufstehen,
egal ob am Fließband schwitzen
oder im Büro sitzen.
Aber er ist angeblich zu überqualifiziert und alt.
Das ist wohl höhere Gewalt.
Er sieht aus dem Fenster Herrn Meier vorbeifahren
und denkt traurig, wie gern würde er doch nur einen Kleinwagen fahren.
Er war schon immer sehr bescheiden
und tut deshalb Herrn Meier nicht beneiden.
Herr Schulze schaut auf den Kalender.
Der hängt neben dem Garderobenständer.
Dort steht geschrieben 1. Mai -Feiertag.
Was ist das nur für ein Feiertag?
Ein Feiertag für die Arbeit,
doch keiner ist bereit,
ihm diese zu geben,
damit er führen kann ein anderes Leben.
Er fühlt sich nur noch ganz klein
trotz Sonnenschein.