Am Dorfplatz
Bei Hitze bleibt er gern zuhaus
im dunklen Kühl der Leseecke;
doch heute treibt es ihn hinaus
zum hellen Klang der Dudelsäcke.
Von Weitem hört er Kinder jubeln
und Fröhlichkeit am Dorfplatzbrunnen -
selbst der scheint heiter mitzusprudeln.
Vorm ´Schwarzen Adler´ wird gesungen.
Der stille Mann, der selten lacht
nimmt Blicke wahr, die ihn erwärmen.
Er stolpert und knallt unbedacht
auf hinderliche Weglaternen.
So war es mit ihm immer schon:
die Scheu in seinem Innern blieb.
Doch manchmal kam zum Sehnen Lohn,
wenn er ins pralle Leben trieb...
...die Kinder sieht, wie jetzt den Jungen,
der ihm die Zunge weit rausstreckt:
laut schallend kichernd, ungezwungen.
Er weiß längst, daß der Knirps nur neckt.
Das Käppi legt er bald zur Seite;
wippt mit dem frohen Reigen,
da, auf der Bank, in heller Weite,
lässt flirrendbunt Gedanken steigen.
*
Abends köpft er den guten Wein,
den er zuvor am Markt erstand.
Geht nochmal dorthin - zwar allein,
doch für sich schmunzelnd,
auch leicht wankend
und mit weit offner Hand.
Worte: (c) Ingrid Bezold & Ralph Bruse
Bild: (c) I. Sperling