Die Ausbildung zum Fallschirmspringer ist schon eine verdammt harte Zeit. Drei Monate Trockentraining. Täglich auf Gummimatten springen und das perfekte Abrollen üben. Täglich den Fallschirm zusammenfalten und jede Schnur richtig legen, nur keinen einzigen Fehler machen, weil später das Leben daran hängt. Auf alles und jenes genauestens achten, so wird man gedrillt, bis man im eigenen Schweiß badet. Es werden ein paar Tandemflüge absolviert und erklärt, erklärt, erklärt.
Dann endlich ist es soweit, der erste Sprung steht kurz bevor. Sechs Männer, einschließlich Ausbilder, den Fallschirm ferig geschnürt auf dem Rücken, zwängen sich in ein kleines Flugzeug und ab geht`s, in den wolkenlosen Himmel.
Schweißperlen aus der Stirn, trotzdem aber voller Erwartung, stehen alle fünf Springer vor der offenen Flugzeugtür. Dann ruft der Ausbilder: „Nummer eins, raus - Nummer zwei, raus - Nummer drei, raus!“ Aber Nummer drei zögert, hält sich seitlich am Gestänge neben der Tür fest und blickt seinen Lehrmeister ängstlich an. Der lächelt nur und meint dann mit beruhigender Stimme: „Los Junge, es kann überhaupt nichts schief gehen, machen Sie einfach alles so, wie Sie es gelernt haben. Springen - bis drei zählen - die Reißleine ziehen, - danach gleiten Sie wie ein Vogel langsam zur Erde. Nur keine Angst, Sie landen weich auf einer Wiese, dort steht ein Motorrad für Sie bereit, damit können Sie bequem zum Flugplatz zurückkehren. So - und jetzt raus!“
Der junge Mann springt. Er zählt bis drei, zieht an der Reißleine, nichts, - der Fallschirm öffnet sich nicht. Nochmals zieht er mit aller Kraft, - es tut sich nichts.
„Verdammt noch mal,“ stammelt der wie ein Stein zu Boden rasende Jüngling vor sich hin, „diesem Sprücheklopfer habe ich von Anfang an nicht getraut, ich bin sicher, dass das Motorrad auch nicht da steht!“
© Horst Rehmann