Das Geld ist uns stets durch die Hände geronnen,
haben nie was geerbt und noch nie was gewonnen.
Mein Mann hat geschuftet, es reichte zum Leben,
dass bisschen, was wir hatten, wurde ausgegeben.
Da bat mich Frau Müller, ganz oben im Haus,
"füllense doch bitte mal meinen Lottoschein aus".
Gut, sagte ich, kreuzte unsere Geburtstage an,
- weil ich mir die Zahlen gut merken kann.
Samstagabend, - ich lag auf dem Canapé,
da überraschte mich plötzlich die Lotto-Fee.
„Genau meine Zahlen“, rief ich laut aus,
sprang gleich vom Sofa und lief durch das Haus.
Die Müller konnte ihr Glück gar nicht fassen
und hat sich natürlich nicht lumpen lassen.
Ich brauchte nicht betteln, bitten oder feilen,
sie wollte den Gewinn gerecht mit mir teilen.
Mein Gatte, der sagte, jetzt sind wir betucht,
und hat für uns gleich eine Kreuzfahrt gebucht.
Wir brauchen jetzt neue Klamotten für die Reise,
die sind auch nicht billig, ihr kennt ja die Preise.
Unterwäsche aus Seide und schicke Krawatten,
man will sich ja nicht blamier´n mit dem Gatten.
Wir sitzen auch sicher beim Käpten, beim Essen,
da brauche ich Kleider - mit allen Finessen.
Na, das wird vielleicht ein Erlebnis an Bord,
da möchte man sicher gar nicht mehr fort.
Jetzt muss sich mein Holder auch mal benehmen,
schließlich will ich mich nicht mit ihm schämen.
Wenn wir am Käpitäns-Tisch Hummer essen,
werde ich mich ins "kleine Schwarze" pressen.
Kalle trägt sein Hemd mit dem halbsteifen Kragen,
das hat er damals zu unserer Hochzeit getragen.
Wir werden noch üben, ganz vornehm zu speisen,
schließlich gehören wir jetzt zu den besseren Kreisen.
Danke, Frau Müller, wir sind ihnen verbunden.
Ich hoffe, sie haben ihre Brille inzwischen gefunden.