Sie kommen! Sie kommen! Ihr vielstimmiges Rufen weit über mir, widerhallend von den Häuserwänden, lockt mich weg von meinem Tagwerk, weckt eine unbestimmte Freude in mir, läßt mich innehalten, auf die Straße rennen und nach oben schauen. Ich freue mich am Anblick der treuen Herbstboten, der majestätisch gleitenden und ab und zu flügelschlagenden Wildgänse in ihren sich ständig verändernden Formationen und fühle mich an Fahrradrennen erinnert, wo auch immer Einer voran zieht und alle Anderen versuchen, den Windschatten des Vordermannes zu nutzen, um Energie zu sparen. Ihr lautes „Grrr! Grrr!“ heißt, wie wir ja seit Selma Lagerlöf wissen: „Schließ dich an! Schließ dich an!“. Ein langgezogenes, an den Rändern ausfransendes „V“ aus vielen, vielleicht zweihundert oder mehr Wildgänsen zieht über mich hinweg. Eine stille Freude erfüllt mich ob dieses beeindruckenden Naturschauspiels, ich werde erinnert an den unerbittlichen Lauf der Jahreszeiten, unbehelligt vom verrückten Treiben der Menschen. Eine hoffnungsbange Wehmut drängt sich in mir, ich denke an all die Widrigkeiten, die den Vögeln drohen und doch ist da auch die Hoffnung, dass sie es schaffen werden und wiederkehren mögen. Still rufe ich ihnen zu: „Gute Reise!“ Und da kommt noch ein Schwarm! Herzerwärmend, Euch zu sehen! Viel Glück!