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Es geht ein Mann den Deich entlang



Es geht ein Mann den Deich entlang


Die Wolken segeln langsam hin,
bis sie in Finsternis verschwinden.
Er kratzt ausgiebig Bart - das Kinn -
wird seinen Weg im Dunkel finden.

Der harsche Wind kühlt seine Glieder.
Die Weite zieht ihn flüsternd fort.
So stand - und steht er nun auch wieder
am heimlichen, vertrauten Ort.

Die Nacht hüllt ihn in tiefe Schwärze.
Kein Mond scheint. Keine Sterne blinken.
Er greift zur mitgebrachten Kerze;
zündet sie an und lässt sie sinken.

Die kleine Flamme schwimmt hinaus,
sobald die Flut das Land erreicht.
Er weiß: das Licht geht ihm nicht aus:
es hebt und senkt sich nur ganz leicht.

Er könnte auch an´s Grabmal gehen,
wo sie in schwerer Erde ruht.
Nein, denn nur hier, wo Winde drehen,
tut sie ihm in der Seele gut.

So zündet er in mancher Nacht
ein Licht im trüben Dunkel an.
Wenn er dort draußen leise lacht,
erzählt man sich im Ort vom Mann.

...In Ehrfurcht von dem Kerl am Deich,
der ruhelos an´s Ufer strebt...
Verstehn sein Sehnen wohl - obgleich:
auch nicht, weil er von Träumen lebt.

                       *

Es kam ein klirrend kalter Winter:
am Ufer saßen zwei Gestalten...
Der Mann, die Frau, und gleich dahinter,
die Boote, die im Eiswind halten.

Die Nacht war dort, wo beide saßen
von magisch hellem Schein durchbohrt.
Sie fuhren lichte Wasserstraßen
hinaus, zu sich, und nie mehr fort.

 

Worte & Bild: (c) Ralph Bruse

Dreamer-Room - (jimdofree.com)

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Auch der tiefste und dunkelste Wald
führt irgendwann zur Lichtung.

© Ralph Bruse


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9 KOMMENTARE



12. August 2023 @ 20:01

Ein melancholisches, fast trauriges Gedicht, Ralph, aber realitätsnah geschrieben. Alleinstehende einsame Menschen zieht es sicherlich, gerade in der Dunkelheit, an Plätze, die man normalerweise nachts nicht besuchen würde. Vielleicht tauchen dann Erinnerungen auf, die bei Helligkeit absurd sind. Wer weiß das schon!!! LG in Dein Wochenende, Helga


12. August 2023 @ 21:05

Du kannst es ruhig traurig nennen, weil es das auch ist, Helga. Trotzdem sollte irgendwo auch winzig Tröstliches
sein für den, der da am Deich langgeht und eine Kerze für einen Menschen anzündet.
Danke fürs Herkommen.

Grüße von Ralph


12. August 2023 @ 19:01

Obwohl ich eigentlich lieber humorvolles mag, lese ich auch mal Düsteres oder mystisches .
Abwechslung muss auch mal sein. Lese gerne Heinz Erhardt, aber auch Theodor Storm.
Jeder schreibt das, wonach ihm oder ihr gerade ist.
Das Bild erinnert mich ein wenig an den Deichgrafen Hauke Haien, nur hatte der ein Pferd.
Auch wenn s düster ist, hab s trotzdem gern gelesen.
Düstere ? Nee - liebe Grüße zu dir Heike


12. August 2023 @ 21:00

Theodor Storm, E.A. Poe, Zafon, Eugen Roth..sind so meine Lese-Favoriten, Heike. Mal lustig, dann auch mal düster. Je nach Stimmung.
Na ja, sind schon traurig, die Zeilen.
Danke, daß Du trotzdem reingelesen hast und fürs Gefallen.
Ein schönes Wochenende für Dich.
Sei gegrüßt von Ralph


12. August 2023 @ 09:27

danke für dein stilles Anerkennen, Ewald.


11. August 2023 @ 17:00

Dein Gedicht hat meine Stimmung gerade etwas gedämpft, aber toll geschrieben. LG Gudrun


11. August 2023 @ 17:31

Tabu-Themen sind kratzig - ich weiß - und verstehe, Gudrun.
Danke fürs Lob.
Grüße von Ralph


11. August 2023 @ 15:00

Eigentlich wollte ich wiedermal was Lockeres von dir lesen, Ralph, aber das hier ist wirklich eine Ballade, wie nur du sie schreiben kannst.
Großes Kompliment!
Liebe Grüße Ingrid


11. August 2023 @ 15:59

Das wollte ich eigentlich auch, Ingrid: Lockeres posten. Aber denn kommt Düsteres. Ist nicht meine momentane
Stimmung - keine Sorge. Hab es auch bewusst nicht unter *Trauriges, Kummer, Schmerz, usw. eingestellt - sondern unter *Gedanken, Träume. Frei nach: was vielleicht mal sein könnte und wo der Mensch dann Frieden mit sich selbst findet.
Danke fürs schöne Kompliment.
Liebe Grüße zu Dir
von Ralph



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