Es sieht bei uns so festlich aus, morgen ist Heilige Nacht. Mutter hat schon alles so heimelig gemacht. Sie hat geputzt, gebacken, den Tannenbaum geschmückt und auch die schweren Sessel an den Kamin gerückt. Die Kerzen in der Fensterbank zünden wir morgen an. Sie leuchten am Heilig - Abend nur für den Weihnachtsmann. Er kommt mit einem Rucksack, bringt Obst und Süßigkeiten, für jedes Kind ein Päckchen, damit wir uns nicht streiten. Klopft er an unsere Stubentür, rufen wir zaghaft „bitte.“ Dann poltert er ins Zimmer rein, direkt in unsere Mitte. Er ist so groß wie Vati, hat dickes, weißes Haar und wirkt mit seinem Vollbart, - wirklich sonderbar. Er lächelt immer freundlich und nimmt uns in den Arm. In seinen starken Armen ists kuschelig und warm. Die Augen funkeln listig im dunklen Kerzenlicht. Ich glaube sie blinzeln Mutter an, doch sie bemerkt es nicht. Sieht Mutter einmal traurig aus, macht er ihr wieder Mut. Er muntert sie mit Späßen auf, das tut ihr richtig gut. Gern streichelt er ihr blondes Haar, das auf die Schultern fällt und flüstert ihr vertraut ins Ohr:" Du bist die schönste Frau der Welt!" Gudrun Nagel-Wiemer