Ich liebe ihn nicht, - den Wassersport, reise nur mit, - von Ort zu Ort. Mir ist es egal, an welchem Strand ich liege, wenn ich nur Ruhe und Wärme kriege. Anders geht es meinem Kläuschen. Er ist völlig aus dem Häuschen. Geht es um Segel, Meer und Wind, ist er schlimmer als ein Kind. Er ist außer Rand und Band, schaut über die Web-Camp bis zum Strand, befragt den Guru über Wind und Wetter und bucht daheim die High-Teck-Bretter. Surf-Freunde werden angerufen, ob sie zum gleichen Zeitpunkt buchen. Man tauscht Erfahrungen, bespricht das Material und schließt das Gespräch mit: Wir sehen uns auf Sal. Sonnenbaden an fernen Stränden, dagegen ist nichts einzuwenden. Abends leckere Pizza oder Fisch, den gibt es nirgendwo so frisch. Nur wenn der Wind ausbleibt, - ich will es nicht hoffen, ist Klausi überaus betroffen. Er schaut mit dem Fernglas traurig aufs Meer, - den Fischerbooten hinterher. Muss Kläuschen in der Sonne schmoren, ist die Zeit für ihn verloren. Wenn der Wind so richtig rappelt, merke ich, wie er beim Frühstück zappelt. Dann muss er los, das Segel trimmen. Man hört die aufgeregten Stimmen: Rein in den Neoprenanzug, - rauf aufs Board, sonst ist der „Passatwind“ wieder fort. Dieses Spektakel kenne ich seit Jahren. Wir sind zu so manchem Surfspot geflogen oder gefahren. Ich kenne die Surfer-Szene wie mein eigenes Hemd, doch dieser wetterabhängige Frust ist mir fremd. Gudrun Nagel-Wiemer