Sie ist jung, sitzt hier allein,
und scheint sehr selbstbewusst zu sein.
Er grübelt: Was könnte sie wohl machen?
Und muss über sich selber lachen.
Ihr Gesicht ist sehr markant,
am Kinn hat sie sich mal verbrannt.
Eigentlich geht es ihn nichts an,
doch seine Neugier bricht sich Bahn.
„Was ist passiert?“ Er zeigt aufs Kinn.
Verdammt, was interessiert es ihn?
„Ein Arbeitsunfall, am Küchenherd.
In meinem Job bleibt man nicht unversehrt.
In der Küche, beim Experimentieren,
kann so einiges passieren.
Oh, da kommt ja schon mein Essen“
Die Narbe ist ganz schnell vergessen.
Das Fischfilet sieht lecker aus,
sie freut sich auf den Gaumenschmaus.
Eduard hat nicht viel erfahren,
vermutlich kocht sie schon seit Jahren.
Herrmann bringt noch ein Glas Bier
und hat Anne im Visier.
"Nun, was sagen Sie zu dem Fisch?"
"Er ist köstlich und ganz frisch."
"Diese Mahlzeit geht aufs Haus,
ich gebe auch noch ein Bierchen aus.
Eddi, die Dame kocht brilliant
und ist für kulinarischen Genuss bekannt.
Sie kocht mit Liebe und Finesse,
las ich neulich in der Presse.
Wer ins St.Georg zum Essen geht,
erwartet hervorragende Qualität."
Anne lässt sich gar nicht stören,
Lobeshymnen mag sie nicht hören.
Wenn sie genießt, ist sie ganz still,
weil sie Aromen schmecken will.
Der Fisch ist glasig, perfekt gegart,
außen knusprig und innen zart.
Limette und Knoblauch, - nur ein Hauch.
Die Cherrytomaten passen zum Lauch.
Gedanklich hält sie noch mal inne
und sensibliliert all´ ihre Sinne.
Sie zermahlt die kleinen Bissen,
um sie auf der Zunge zu genießen.
Eduard schaut fasziniert,
wie sie die Mahlzeit zelebriert.
Während er nur seinen Hunger stillt,
zeigt sich ihm hier ein anderes Bild.
"Gleich Mitternacht, ich muss jetzt gehen.
Morgen muss ich früh aufstehen."
"Oh, Entschuldigung, es tut mir leid.
Zum Essen nehme ich mir viel Zeit.
Die Köchin reicht ihm eine Visitenkarte.
"Auch wenn ich Ihnen nichts Neues verrate,
das St. Georg ist eine gute Adresse.
Vielleicht besteht ja mal Interesse."
Teil 12