Denk ich an meine Jugend in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Erinnerungen werden wach an Mutters Küche,
Festgelage, Schlemmerorgien, Wohlgerüche.
Ein seltenes Rezept (und das nicht ohne Grund)
tat meine Mutter eines schönen Tages kund.
Es sollte Kuttelfleckensuppe geben.
Doch sowas kocht man nicht mal eben!
Drei Tage Vorbereitungszeit,
privat nicht grad ´ne Kleinigkeit!
Zuerst muß gut gewässert werden,
ansonsten gibt‘s allseits Geschmacksbeschwerden!
Denn Pansen ist ja siebenfacher Rindermagen,
den ungewässert unsre Nasen kaum vertragen.
Darauf zwei Tage lang geköchelt auf dem Herd,
sonst bleibt er zäh und hart, das wär verkehrt.
Als Nächstes tat die Mutter dann
an den Sud Gewürze dran:
Lorbeer, Knoblauch, Nelken, Koriander?
Ich hoff, ich bring nichts durcheinander!
Wißt Ihr, es war ein schlesisches Rezept!
Mit saurer Gurke aufgepeppt.
Die Kutteln streifendünn, dann noch Kartoffeln, Möhren,
Gurkensud und Salz sind‘s, die dazu gehören.
Am Ende war‘s ein Schmaus
für mich, dem Vater war‘s ein Graus!
Und meiner Mutter war‘s, das muß ich sagen,
Erinnerung aus ihren Kindertagen.