Meine Kindheit hab ich auf dem Dorf verbracht,
das hat mich geprägt, mir große Freude gemacht,
es war eine unbeschwerte herrliche Zeit,
ich habe dieses Leben niemals bereut.
Wir spielten noch draußen auf den Straßen,
Buben kickten Fußball in autofreien Gassen,
wir übten uns im sportlichen Seilspringen,
brachten mit einer Schnur Kreisel zum Schwingen.
Wir spielten Fangerles und Verstecken,
waren ziemlich schwer zu entdecken.
Auf einer Wiese flocht ich einen Blumenkranz,
schmückte mich damit beim Dorffest zum Tanz.
Am Dorfbrunnen unterm Lindenbaum wurde geplauscht,
Geschichten wurden erzählt, wir haben gelauscht.
Neueste Dorfnachrichten haben wir vom Büttel erfahren,
ein Wochenblatt gab’s nicht in diesen Jahren,
er zog mit einer Schelle von einem Platz zum nächsten,
hat laut die Neuigkeiten verkündet im Städtchen.
Das bäuerliche Leben fand mitten im Dorf statt,
es duftete nach Heu und stank nach Misthaufen satt,
rumpelnde Wagen aus Holz mit Pferden bespannt
fuhren noch zu den Äckern über weites Land.
Einen Wecker haben wir selten gebraucht,
meistens weckte uns das Krähen des Gockels auf.
Im Dorf gab es noch zwei Schmiedewerkstätten,
sie haben den Pferden neue Hufeisen gegeben.
Es roch nach angesengtem Horn und Haaren,
gern schaute ich dem Schmied zu in diesen Jahren.
Fernsehen gab’s damals zum Glück noch nicht,
aber das Wort Langeweile kannten wir nicht.
Die Menschen unterhielten sich miteinander,
jeder lernte etwas Neues vom Anderen.
Vor den Eltern und Lehrern hatten die Kinder Respekt,
haben sich angepasst, sind nicht ständig angeeckt.
Die Leute hatten das Landleben sehr gern,
Stress und Hektik lag ihnen ganz fern,
es gab kaum Autolärm und keinen Abgasmief,
heute läuft auf der Welt einiges schief.
Ich bin dankbar für meine ruhige Vergangenheit,
das Leben hat es gut mit mir gemeint.
Es war noch eine zufriedene heile Welt,
die heute leider vielen Menschen fehlt.
Hannelore Knödler-Stojanovic, Ludwigsburg
Foto: Hannis Aquarell