* Zum Totensonntag*
Die letzten Blätter weht es von den Bäumen.
Sie rascheln unter jedem Schritt
und anders, als in hellen Frühlingsträumen
nimmt man im Geiste seine Toten mit.
Fast zornig prasseln Eicheln auf den Weg.
Flink eilen Eichhörnchen herbei.
Der alte Mann, der dort am Brunnen steht,
bricht eine Scheibe Brot entzwei.
Er weiß, dass es nicht gern gesehen...
ein Blechschild warnt, die Tiere zu versorgen;
Doch kann er dem nicht widerstehen
und füttert sie an jedem Morgen.
Grablichter flackern rot im Nebelgrau.
Ein Silberschleier hüllt die Heide ein.
Das Tannengrün glänzt feucht im Tau -
um diese Zeit ist er noch ganz allein.
Wie immer steht er vor verlass´nem Grab
mit fremdem Namen auf dem Stein.
Ein schmaler, dunkler Unkrautpfad
gräbt sich wie eine Furche ein.
Er flüstert leise zu den toten Lieben,
die fern von hier schon längst begraben.
Vor´m Gehen lässt er die Gedanken liegen
und sie vom Wind hinüber tragen.
(C) Ingrid Bezold