Lothar reist
Ihm wird´s zu eng. Das Heimweh: groß.
Schlafsack. Zelt. Ein bisschen Geld.
So zieht er eines Morgens los -
wird kurz noch an der Tür gestellt.
Die Klara hat Klappstull´n gerichtet.
Sie streicht ihm sanft den leeren Bauch -
steht da, im Nachthemd, und sie dichtet:
> Mein Brot sei immer deines auch. <
Das klang noch nach in Lothars´ Ohren,
als er längst aus dem Hause war.
Auch, daß er hatte ihr geschworen,
wiederzukommen. > Geht schon klar. <
Ganz sicher war er sich da nicht,
als er später am Highway stand,
mit Sack und Grinsen im Gesicht
und großem Pappschild in der Hand.
Bis Buxtehude fährt heut keiner.
Okay - dann ab, ins Ruhrgebiet.
Ein netter Opa Namens Reiner
nimmt ihn erstmal bis Bochum mit.
Nur leider sieht der Alte schlecht
und brettert hundersechzig Sachen.
Fast fliegen ist dem Lothar recht.
Man muß ja auch mal herzhaft lachen...
Das vergeht ihm...Reiner setzt
den Opel quietschend in die Planken.
Den Wackeldackel hat´s zerfetzt.
Er grinst. > Passiert... Weiter, zum Tanken. <
Lothar macht sich nach dem Stop,
dann doch lieber vom Acker.
Ein Brummifahrer nimmt ihn hopp(s).
Leicht duhn, der Riesentruckermacker.
Bis Hannover hält er Spur.
Dann pennt er eine Runde.
Lothar zieht weiter auf der Tour.
Bis Stade noch ´ne gute Stunde...
Dahin fährt ihn ein junges Ding
in blitzeweissem Cabrio.
Ist nicht so seins - doch Lothar singt,
mit ihr auch laut Fats Domino.
*
Endlich ins alte Land gekommen.
Fand er gleich seinen Apfelbaum.
Darunter - glücklich und benommen,
kam ihm schon mancher süßer Traum.
Am Abendhimmel stand der Mond.
Der schaut ins Einmann-Zelt
und ahnt wohl schon: da drinnen wohnt,
nun einer für kein bisschen Geld,
in seiner kleinen Wunderwelt.
Worte: (c) Ralph Bruse
Grafik: open cliparts