Der Mond ging einsam
seine Runde
Der Tag hat ihm das Kreuz gebrochen.
Nun steht er langsam wieder auf.
Sein Herz: er hört es lauter pochen
und nimmt das Trommeln auch in Kauf.
Am Flussufer, wo er nun steht,
sitzt jemand, die ihn nicht mal sieht...
Nimmt ihn erst wahr, als er schon geht -
und es ihn doch zur Umkehr zieht.
Da sitzen sie, in düstrer Stille
am silbermatten, breiten Fluss.
Scheinbar ist es nur Lebenswille,
daß man zusammenbleiben muß.
> Ich will nicht mehr, < klagt sie in Trauer.
> Ich kann nicht mehr, < sagt er.
Sie lehnen an der Ufermauer.
Das bisschen Reden fällt schon schwer.
In Flussmitte fahr´n Schemen hin.
Vorbei ziehende Lichter.
Mitunter heben sie ihr Kinn:
verbergend die Gesichter.
Nur einmal ist´s ein heller Strahl,
der weiter - längs dem Ufer schleicht.
Sie sehen sich zum ersten Mal:
vielleicht, daß es für länger reicht.
Sie rücken näher zueinander.
Zwei Fremde, die verstehen:
alleine verlieren sie sich.
Mit dir könnte es gehen.
Sie sahen keine Wege mehr.
Doch drängt sich, schwach noch, lichtes Hoffen,
ins Dunkle, ohne Wiederkehr
und lässt hinter sich alles offen.
*
Der Mond ging einsam seine Runde
und sank im Fluss zu früher Stunde.
Worte & Bild: (c) Ralph Bruse