Bei hellem Mondschein um Mitternacht
sind die Puppen im Puppenhaus aufgewacht.
Heut‘ wollen sie sich mal beim Tanze drehen,
nicht immer nur steif im Haus rumstehen.
Einige Puppen kennen sich mit Instrumenten aus,
bald ertönen Walzermelodien von Johann Strauß.
Die musikalische, adrette Babette
spielt begeistert auf der Klarinette.
Ihr großer begabter Bruder Karsten
haut lebhaft am Klavier in die Tasten.
Max, der Geiger, bringt die Saiten zum Klingen,
jetzt kann die nächtliche Tanzshow beginnen.
Die allseits beliebte Ute
mit der süßen Zuckerschnute
und dem lustigen Hute
schnappt sich den fülligen Hans
zum allerersten schnellen Tanz.
Sie wiegen sich im Walzerschritt,
die anderen Puppen halten mit.
Die bildschöne, begehrte Hilde
dreht sich wie eine verrückte Wilde.
Ihr Partner ist der gemütliche Per,
bald fällt ihm das Atmen schwer.
Das lustige Gretchen legt munter los,
Hänschen, ihr Tänzer, ist ganz famos.
Sie legen eine kesse Sohle aufs Parkett,
die Mitbewohner staunen nicht schlecht.
Die tolle Agathe dreht sich wie ein Kreisel,
sie ist vollkommen aus dem Häusel,
ihr Partner, der Klaus, kriegt den Drehwurm,
er hat’s Gefühl, er kippt auf der Stelle um.
Die hübsche Bärbel trägt einen Blütenkranz,
sie verzaubert mit einem gefühlvollen Tanz,
ihr Tänzer Peter ist sofort hin und weg,
er verliebt sich in sie auf dem Fleck.
Aus der Ferne schaut die fromme Helene zu,
für sie ist lustige Musik und Paartanz tabu,
das ist eine Sünde, denn sie ist fromm
und will später in den Himmel kommen.
Nun ist die schöne Musik verklungen,
alle haben fleißig das Tanzbein geschwungen,
Punkt ein Uhr ist die Geisterstunde aus,
die müden Puppen schlafen im Puppenhaus.
Am nächsten Morgen: die Puppenmama
freut sich über ihre muntere Puppenschar.
Sie ahnt nichts von dem nächtlichen Treiben,
deshalb hör´ ich jetzt auf mit dem schreiben.
Hannelore Knödler-Stojanovic, Ludwigsburg
Foto: Hannis Porzellanpuppen