*Die dicke Made*
Es gab mal eine kleine Made,
war ziemlich dick und das war schade,
denn sie bewegte sich nicht viel
und kam sehr langsam an ein Ziel.
Sie lebte auf nem Feld am Meer
und dachte oft, was da wohl wär
hinter all der großen Weite,
nicht schwimmen können sie bereute.
Sie hatte einen großen Traum,
aber man glaubte jedoch kaum,
dass sie das jemals schaffen könnt:
Reisen zum andern Kontinent!
Man lachte sogar über sie
und meinte nur, sie würde nie
was andres sehen als ihr Gras
und daher versprach sie was:
„Ich werd die große Welt bereisen
und euch das Gegenteil beweisen!“
Sprachs und macht sich auf den Weg
Richtung Meer zum langen Steg.
Dort schaute sie sich einmal um.
Sie sah nur Wasser um sich rum
und draußen Schiffe, riesengroß;
am Liebsten wollte sie gleich los.
Da drauf zu kommen würde schwer.
Und da es schon ne Weile her,
dass sich die Made ausgeruht,
tat etwas Schlaf ihr sicher gut.
Am Pier stand eine große Kiste.
Und da sie sich zu helfen wußte,
kletterte sie einfach rein,
und schlief ne Weile friedlich ein.
Bis sie durch Rütteln munter wird.
Die Kiste wurde fest verschnürt!
Dann hochgehoben ganz gerade
mitsamt der kleinen müden Made
und dann verladen in den Kutter.
Da lag sie nun, sehr gut im Futter
und fragte sich, wohin es ging…
Die Reiselust sie voll jetzt fing!
Träumt von der großen weiten Welt,
von Metropolen mit viel Geld
vielen Sehenswürdigkeiten
und von unendlichen Weiten…
Die Made schippert wochenlang,
bevor an Land sie wieder kam
an einem wirklich großen Hafen.
Die meiste Zeit hat sie verschlafen.
Doch dann wurde sie abgeladen
mitsamt der Kiste ohne Schaden.
Sie krabbelt raus aus dem Versteck
und sieht sich um erstmal ganz keck.
Und was sie sah, lies sie erschrecken:
Türme sich in den Himmel recken,
so hoch, wie sie es nie gesehen.
Ihr blieb das Mäulchen offen stehen.
Sie sah nicht mal die Straße enden,
Reklametafeln an den Wänden,
ziemlich groß und bunt und laut,
Trubel, wohin sie auch schaut!
Das glaubt mir niemand, dachte sie
und überlegte, wann und wie
sie sich bemerkbar machen konnte,
dass in der großen Stadt sie wohnte.
In einem fernen, fremden Land
die Reise jetzt ein Ende fand.
Sie überlegte hin und her,
wie das wohl zu machen wär..
Zuerst einmal, und das war klar,
musste sie wissen, wo sie war.
In welchem Land sie sich befand,
die Sprache war ihr unbekannt.
So sah sie sich genauer um.
Und da die Made nicht ganz dumm,
fiel es ihr schon bald mal ein:
Ich muss in Asien wohl sein.
So war es auch, Taiwan genannt,
und vielen dadurch auch bekannt,
dass es hier sehr viel Spielzeug gibt.
Die Made den Gedanken liebt.
Sie wollte das Alles sehen,
in eine Spielzeugfabrik gehen.
Denn sie fand das wunderbar,
daher war ihr Plan ganz klar.
Der Zufall kam nochmal zum Zug.
Denn während die Made sich noch frug,
wo sie sowas finden konnte,
sich der Blick nach oben lohnte.
Das große Schild mit “Toys“ darauf
fiel ihr gleich als Erstes auf.
Da muss ich hin, da will ich rein,
daran will ich mich erfreun.
Also macht das kleine Tier
sich auf in Richtung Eingangstür
und schlüpft hindurch nach einer Weile,
sie hatte schließlich keine Eile.
Was sie dort fand, war wunderbar:
Ganz egal, wohin sie sah,
überall gabs Spielzeug nur,
es waren Kindheitsträume pur!
Da gab es Kreisel, Murmeln, Bälle,
Autos jeglicher Modelle,
Kuscheltiere, Teddies, Puppen,
Plastiksoldaten ganze Truppen!
Das alles ging von diesem Ort
in die ganze Welt hinfort,
damit Kinderherzen lachen.
Das wollt sie sich zu Nutze machen.
Darum begann das kleine Tier
in all die vielen Sachen hier
etwas rein zu ritzen gleich;
Nachrichten übern großen Teich.
Sie ritzt es fast in jedes Spiel,
nur drei Worte, gar nicht viel;
doch die prägen sich leicht ein.
Und genau so muss es sein!
Was sie wohl schrieb? Das ist doch klar:
Sie sagt allen, wo sie war.
Und wers nicht glaubt, der schaut sichs an:
Oft steht da „Made in Taiwan“!
(DerPoet. 06/17)
Foto: Pixabay