Es war ein Richtfest vom “Feinsten“ für den Maurermeister Eduard Steinbrecher.
Zuerst die prägnante Ansprache des Zimmermanns von hoch oben auf dem Dachgebälk, dann der Umtrunk mit den überaus freundlichen Nachbarn des Hausherrn und zu guter Letzt, die perfekt gestaltete Feier neben dem Einfamilienhaus, in der ebenfalls neu erbauten Doppelgarage. Panierte Schnitzel, Bratwürste, Wienerle und Kartoffelsalat wurden serviert; Bier und Schnaps flossen im Übermaß.
So vergingen die Stunden. Die meisten Gäste und die Handwerker verabschiedeten sich gähnend, zum Teil leicht angetrunken, so gegen Mitternacht. Ein kleiner Rest an Verwandtschaft und natürlich, die als allgemein bekannt geltend, trinkfesten Maurer, einschließlich Eduard Steinbrecher, schlemmerten weiter, bis tief in die Nacht hinein. Saufen bis zum Umfallen, schien die Devise zu sein. Irgendwann ging jedoch auch das Licht bei dem sonst so standfesten Maurermeister Steinbrecher aus.
Als es wieder an ging , war es fast Mittag und die Welt zunächst trübe und verschwommen. Erst nach kräftigem Augenreiben wurde die Umgebung in klaren Umrissen wieder sichtbar.
Eduard Steinbrecher lag in seinem Bett, räkelte sich, erhob sich langsam.
Minuten später hörte er seine Frau in der Küche mit Geschirr hantieren. Noch leicht unsicher auf den Beinen, seinen Bademantel und die Hausschuhe überstreifend, trippelte er langsam in die Küche. „Guten Morgen, mein Schatz“, begrüßte er liebevoll seine Angetraute, „es ist etwas spät geworden, letzte Nacht. Ich habe Dich hoffentlich nicht geweckt ? Du weißst ja wie rücksichtsvoll ich immer bin und wie sehr ich auf Deinen gesunden Schlaf achte!“
Ohne sich zu bewegen, nicht einmal den Kopf anhebend, ihrem Gatten keines Blickes würdigend, erwiderte die Ehefrau tief einatmend, die innere Wut unterdrückend, erst zögernd, dann zynisch und laut:
„Nein, nein, mein Lieber, Du hast mich nicht geweckt, Du warst ruhig wie eine Leiche, - nur“, der Tonfall der Frau wurde immer lauter, „nur die vier Männer, die Dich laut gröhlend um fünf Uhr früh an Armen und Beinen ins Haus geschleift haben, -- h a b e n – e i n e n – f ü r c h t e r l i c h e n - K r a c h – g e m a c h t !“
© Horst Rehmann