Spät in der Nacht, um seine Frau nicht zu wecken, kommt der alte Graf auf leisen Sohlen zurück in sein Schloss. Er schleicht ins Wohnzimmer, schaltet rücksichtsvoll nicht den grell scheinenden Kronleuchter, sondern nur die Wandbeleuchtung ein, es könnte ja einer der Angestellten durch den Lichtschein aufgeschreckt werden. Gemächlich zieht er seinen Mantel aus, hängt ihn an die Garderobe und geht stöhnend, ein wenig behäbig, zu seinem herrschaftlichen Ohrensessel um noch vor dem zu Bett gehen eine kleine Ruhepause einzulegen.
Voller Erstaunen, die Augen weit aufreißend, bleibt der Graf wie angewurzelt stehen. In seinem Sessel sitzt gemütlich, ein Bein über die Lehne geschlagen, der Hausdiener mit einem Glas Champagner in der Hand, einer dicken Zigarre im Mund und einem Teller mit einer dicken Gänsekeule, auf dem Schoß.
„Das ist doch wohl das Letzte", schreit, völlig außer sich der Graf und schlägt mit der Faust auf den Tisch, „ihnen scheint es ja ausgezeichnet zu gehen ! Warum haben sie nicht auch noch meine Frau in den Armen ?"
Gelassen, das Glas in die Höhe schwenkend, antwortet lallend der angetrunkene Diener: „Lie... lie... lieber Herr Graaaf, da.. da... daran hatte ich auch schon ge... gedacht, aber ihre Frau ist schooon beim Chauf... Chauffeur !"
© Horst Rehmann