Kurzgeschichten



Der Briefkasten



Dschalil Mammadgulusadä

(1869-1932)

Prosaist, Dramatiker, einer der Begründer der aserbaidschanischen realistischen Dichtung. Er war der Herausgeber des im ganzen Orient bekannten Satiremagazins “Molla Nasreddin”, das er nach dem türkischen Till Eulenspiegel benannt hatte.

 

Der Briefkasten

Man schrieb den 12. November. Es wurde Winter, aber es fiel kein Schnee. Der Arzt hatte kürzlich die kranke Gattin des VÉ™li Chan untersucht und eine Besserung ihres Gesundheitszustandes festgestellt. Er meinte, dass sie schon in einer Woche mit der Eisenbahn reisen könne. Der Chan, der in Eriwan dringende Angelegenheiten zu erledigen hatte, musste sich beeilen. Außerdem befürchtete er, der Kälteeintritt könnte die Reise der Kranken beeinträchtigen. der Chan griff zur Feder und schrieb seinem in Eriwan lebenden Freund CÉ™fÉ™r AÄŸa einen kurzen Brief folgenden Inhalts:

„Mein lieber Freund! In einer Woche beabsichtige ich mit meinen Angehörigen nach Eriwan zu fahren. Ich komme mit meiner kranken Frau, darum bitte ich Dich sehr, meine Wohnung aufzusuchen und anzuordnen, dass man die Zimmer lüftet, die Teppiche ausbreitet und alle Öfen anheizt. Antwort bitte telegrafisch! Deine Aufträge sind bereits ausgeführt. Auf ein baldiges Wiedersehen!

Dein Freund und Gönner VÉ™li Chan.

Den 12. November.„

Der Chan faltete den Briefbogen zweimal, steckte ihn in den Briefumschlag, schrieb die Adresse und klebte eine Briefmarke darauf. Schon wollte er den Diener rufen, damit dieser den Brief zur Post bringe, da fiel ihm ein, dass er den Mann ja woanders hingeschickt hatte. 18 in diesem Augenblick klopfte es am Tor. Der Chan ging in den Hof, öffnete und sah, dass es sein Bauer NovruzÉ™li aus dem Dorfe Ä°tgapan* war. NovruzÉ™li besuchte den Chan ziemlich oft. Er ließ keine Gelegenheit ungenützt, irgendwelche Lebensmittel mitzubringen: Mehl, hausgemachte nudeln, Honig, Butter. und auch dieses Mal kam er nicht mit leeren Händen. Als er den Chan sah, stellte er seinen Wanderstab an die Wand und begann, den zweiten Torflügel zu öffnen. dann trieb er, mehrmals „Tschosch-Tschosch“ rufend, einen schwer beladenen Esel in den Hof, nahm ihm einige prall gefüllte säcke und drei oder vier piepsende, an den Füßen zusammengebundene Hühnchen ab. Nachdem er die säcke an die Wand gestellt hatte, wandte er sich dem Chan zu und begrüßte ihn, indem er sich zweimal tief verbeugte. Der Chan beantwortete seinen Gruß und sagte: „Warum machst du dir so viel mühe, Mensch NovruzÉ™li?“ NovruzÉ™li öffnete seine säcke. „Was fragst du da, o Chan? Was für eine mühe ist das schon? bis zu meinem Tode bin ich dein Diener.“ nachdem er das gesagt hatte, begann er, seine Kleidung abzustauben. In diesem Moment fiel dem Chan ein, er könnte NovruzÉ™li den Brief zur Post bringen lassen. Es war schon spät und das Amt würde bald schließen. so wandte er sich dem Bauern zu: „NovruzÉ™li, weißt du, wo sich das Postamt befindet?“ dieser antwortete: „O Chan, ich bin ein ungebildeter Bauer, woher soll ich wissen, was ein Postamt ist?“

„Gut, aber vielleicht weißt du, wo sich die Amtsstelle des Natscharnik** befindet?“

„Jawohl, Chan, mein gnädiger Herr, das weiß ich. Erst vorige Woche habe ich mich beim Natscharnik über den Dorfschulzen beschwert. Ich schwöre bei deinem Kopf, Chan, dieser Dorfschule macht uns das Leben schwer. Wenn ich ehrlich sein soll: er ist ein Fremdling und darum mag er uns nicht. Letzte Woche kamen mir zwei Kälber abhanden. ich ging ...“

„Warte, davon kannst du mir später erzählen. Jetzt hör zu, was ich dir sage: genau vor dem Amt des Natscharnik steht ein großes Haus, am Eingang dieses Hauses hängt an der Wand ein Kasten. Das ist der Briefkasten. Er hat einen kleinen länglichen Deckel. Also, bring diesen Brief dorthin, klappe den Deckel hoch und wirf den Brief in den Briefkasten, schließe den Deckel wieder und komm dann gleich zurück.“

Scheu ergriff NovruzÉ™li mit beiden Händen den Brief, betrachtete ihn und richtete seine Augen auf den Chan. Dann trat er an die Wand zurück, beugte sich nieder und wollte den Brief auf die Erde legen.

„Leg den Brief nicht hin!“, rief der Chan, „du wirst ihn beschmutzen! Lauf schnell zur Post, wirf den Brief in den Kasten und kehre zurück!“

„Mein lieber Chan, erlaube mir nur, dem Esel ein Säckchen heu zu geben, das arme Tier ist hungrig und müde, es hat doch einen langen Weg hinter sich.“

„Nein, nein! das ist nicht schlimm. Der Brief muss rechtzeitig ankommen! den Esel kannst du später füttern.“

„Dann erlaube mir wenigstens, den Esel anzubinden, sonst wird er die Bäume kahlfressen.“

„Nein, nein, später. Lauf schnell, stecke den Brief in den Kasten und komm zurück!“

NovruzÉ™li steckte vorsichtig den Brief in sein Gewand und sagte: „Chan, ich flehe dich an, gestatte mir, die Hühnchen loszubinden und zu füttern. das Futter habe ich dabei.“ NovruzÉ™li Griff in die Tasche, um Futter herauszuholen, doch der Chan schrie laut:

„Nein, lass das! Lauf sofort zur Post!“ NovruzÉ™li nahm seinen Stock und lief hüpfend wie ein Kind zum Tor. Plötzlich blieb er stehen, weil ihm etwas eingefallen war. er wandte sich um.

„O mein lieber Chan, um Gottes willen! Ich flehe dich an: da im Bündel sind Eier. Achte bitte auf den Esel, er könnte sich auf der Erde wälzen und alle Eier zerdrücken.“

Dem Chan platzte der geduldsfaden. Er schrie:

„Hör auf zu schwatzen! Lauf schnell, sonst wirst du dich verspäten!“

NovruzÉ™li wollte sich entfernen, da rief der Chan ihm nach: „den Brief darfst du niemandem zeigen oder geben! Wirf ihn schnell in den Kasten und komm gleich zurück!“

„Ich bin doch kein Kind, dass ich den Brief einem Fremden gebe!“, erwiderte NovruzÉ™li. „Wofür hältst du mich, Chan? so dumm bin ich nicht. Selbst der Natscharnik wird mir den Brief nicht wegnehmen können!“

Mit diesen Worten bog er um die Ecke und verschwand. Der Chan kehrte ins Zimmer zurück, wandte sich an seine Gattin und sagte liebevoll: „Mein Augenlicht, bereite dich zur Abreise vor. Ich habe nach Eriwan geschrieben, dass man unsere Wohnung in Ordnung bringen soll. Jetzt können wir fahren. Maschallah*, um deiner Gesundheit steht es besser. Auch der Arzt sagt, der Klimawechsel wird dir guttun.“

Während der Chan mit seiner Gattin über die bevorstehende Abreise sprach, kam der Diener und fragte:

„Chan, wem gehört der Esel im Hof und wer hat diese Sachen gebracht?“

„Schaff die Sachen weg, die hat NovruzÉ™li aus Ä°tgapan als Geschenke gebracht“, antwortete der Chan.

Der Diener trug die Eier und die Hühnchen in die Küche und führte den Esel in den Stall. dann band er einen Sack auf, nahm eine Handvoll Mehl und brachte sie dem Chan.

„Chan, das ist gutes, weißes Mehl!“

Der Chan sah sich das Mehl an. Dann befahl er, das Mittagessen aufzutragen. erst danach erinnerte sich der Chan an NovruzÉ™li. Er rief den Diener herbei und fragte ihn, ob der Bauer schon zurück sei. Es stellte sich heraus, dass NovruzÉ™li noch nicht da war. Der Chan wunderte sich und nahm an, dass er wahrscheinlich von der Post auf den Basar gegangen sei, um etwas zumessen einzukaufen oder andere Sachen zu besorgen.

Es verging eine Stunde, doch NovruzÉ™li war noch immer nicht zurück.

Der Chan rief den Diener und schickte ihn zum Postamt, um zu erfahren, was mit dem Bauern geschehen war. Nach kaum einer halben Stunde kam der Diener zurück und meldete, dass NovruzÉ™li nirgends zu finden sei.

Der Chan ging auf die Terrasse und steckte sich eine Zigarette an.

„Wahrscheinlich ist ihm ein Unglück zugestoßen, sonst würde er nicht so lange fernbleiben“, dachte der Chan und ging dabei auf und ab. in diesem Augenblick betrat ein Polizist den Hof.

„Der Pristaw* bittet sie, Chan, bei ihm zu erscheinen, um für ihren Bauern zu bürgen, widrigenfalls wird der Mann ins Gefängnis gewofen“, sagte der Polizist.

Diese Meldung erschütterte den Chan so stark, dass er den Polizisten eine Minute lang sprachlos ansah.

„Dieser Bauer ist der harmloseste Mensch der Welt“, sagte er endlich. „Was soll er getan haben? Warum ist er verhaftet worden?“

„Ich weiß nichts“, erwiderte der Polizist. „Kommen sie bitte selbst zum Polizeirevier. Dort werden sie alles erfahren.“

Um seine Gattin nicht zu beunruhigen, erzählte der Chan ihr nichts von diesem Vorfall, kleidete sich schnell an und ging zum Polizeirevier. Als er dort angekommen war, schaute er zuerst durch das Fenster der Arrestzelle und sah dort den armen NovruzÉ™li neben den anderen Verhafteten in einer Ecke sitzen. Der Arme weinte wie ein Kind und wischte die Tränen mit dem Rockschoß seiner Tschucha* ab.

Nachdem der Chan vom Pristaw den wahren Sachverhalt erfahren hatte, bürgte er für NovruzÉ™li und nahm ihn mit nach Hause. Als NovruzÉ™li den Hof betrat, begann er wieder zu weinen. er legte das Säckchen mit Heufutter vor seinen Esel und kauerte sich schluchzend gegen die Mauer. Der Chan ging ins Zimmer, zündete sich eine Zigarette an, ging wieder auf die Terrasse, ließ den Bauern rufen und sagte: „nun, NovruzÉ™li, erzähle mir jetzt, was mit dir geschehen ist! das muss eine äußerst interessante Geschichte sein. Man sollte sie in einem Buch aufschreiben. erzähle alles ausführlich von A bis z. Lasse nichts aus! beginne an jener Stelle, wo du den Brief von mir bekommen hast, und erzähle, wie man dich verhaftet hat!“

NovruzÉ™li stand auf, trat zum Chan, wischte sich mit dem Schoss seiner Tschucha die Tränen ab und begann:

„Ich flehe dich an, o gnädiger Chan, verzeihe mir um deiner Kinder willen! ich habe keine Schuld. ich bin ein armer Bauer. Woher sollte ich wissen, was ein Brief oder ein Briefkasten oder eine Poscht ** sind? habe Mitleid mit mir! richte mich nicht zugrunde! mein ganzes Leben lang werde ich für dich alles tun, alles, was du wünschst! ich verstehe, dass ich eine Sünde begangen habe, aber was soll ich machen? Allah hat es so gewollt. ich werde dir bis über das Grab hinaus die Treue halten!“

Mit diesen Worten näherte sich NovruzÉ™li dem Chan und beugte sich nieder, um seine Füße zu küssen.

 „NovruzÉ™li! Sei nicht traurig. Was hast du mir Schlechtes getan, dass ich auf dich böse sein soll? ich mache dir gar keinen Vorwurf.“

„Chan, ich bin Staub in deinen Händen. ich bin ein Verbrecher, denn schlimmer als das, was vorgekommen ist, kann nichts sein. ich ließ den Brief in den Kasten fallen und dieser Kafir *, Sohn eines Kafirs, nahm deinen Brief, steckte ihn in seinen Beutel und lief davon.“

„Wer hat den Brief in den Beutel gesteckt und ist davongelaufen?“

„Jener Ruße, der Sohn eines Kafirs.“

„Und wohin ging er damit?“

„Er ging in das große Haus, an dem der Briefkasten hängt.“

Der Chan wurde nachdenklich und fragte: „hast du denn den Brief nicht in den Briefkasten geworfen?“

„Doch! Kaum hatte ich den Brief in den Kasten geworfen, da erschien dieser Kafir, machte den Kasten auf eine unverständliche Weise auf, nahm den Brief heraus und ging fort.“

„Gab es im Kasten außer diesem Brief keine anderen mehr?“

„Es waren noch viele da und er hat alle mitgenommen.“

Der Chan brach in Gelächter aus. „Nein, NovruzÉ™li! du musst mir alles vom Anfang bis zum Ende der Reihe nacherzählen und zwar, wie du den Brief weggebracht, in den Briefkasten geworfen hast, und wie du mit dem Russen aneinandergeraten bist!“

„O gnädiger Chan!“, begann NovruzÉ™li. „ich nahm den Brief und ging direkt zur Kanzlei des Natscharnik. ich fand sogleich das Haus, von dem du sprachst. ich trat an den Kasten, klappte den Deckel auf und wollte den Brief schon hineinwerfen, doch wagte ich es nicht. mal sah ich den Brief an, mal den Kasten. Offen gesagt, fürchtete ich mich vor deinem Zorn. nun wusste ich nicht, was ich zu tun hätte: sollte ich den Brief dort lassen und zurückkehren oder sollte ich ihn bewachen? ich überlegte mir: Wenn ich den Brief hineinwerfe, wie lange muss ich dann noch hier stehen? du hast doch selbst gesehen, gnädiger Herr, dass ich den hungrigen Esel auf dem Hof stehen ließ, auch die gebundenen Hühnchen und ein paar sack Mehl, das ich für dich gebracht hatte. gnädiger Chan, staub bin ich in deinen Händen, lass mich mit deinem Diener die säcke ins Haus schaffen! es kann regnen und dann wird das Mehl feucht!“

„Nein, NovruzÉ™li, das ist nicht deine Sache. Das wird auch ohne dich erledigt. erzähle, was weiter geschah!“

„Ich warf den Brief nicht hinein, machte den Deckel zu und stellte mich neben den Kasten. zuerst wollte ich zurückkehren, um dich zu fragen, was ich weiter tun sollte. dann aber, offen gestanden, ich fürchtete deinen Zorn. ich dachte mir: Jetzt wird der gnädige Chan denken, was für ein dummer Esel dieser NovruzÉ™li ist! Was für ein Lümmel! Kurzum, ich kauerte mich an die Wand, um mich ein wenig zu erholen. Plötzlich sah ich einen armenischen Jungen, der etwa so groß war (zeigt mit der Hand) und zwölf oder dreizehn gewesen sein konnte. Er ging direkt auf den Kasten zu, hob den Deckel, warf einen ähnlichen Brief hinein und machte sich davon. Wie oft ich auch diesen gewissenlosen rief, um ihn zu fragen, warum er den Brief unbewacht im Kasten liegen ließe, er gab mir keine Antwort. Vielleicht hat er mich nicht verstanden. Er sah sich nicht einmal um. Kaum war der armenische Junge weg, kam eine Russin. Auch sie warf einen Brief in den Kasten und ging rasch davon. Das machte mir Mut. Ich dachte mir, dass anscheinend alle Briefe in diesen Kasten geworfen werden und darin liegen bleiben müssen. Ich sandte dem großen Allah ein Gebet, sprach Bismallah* und trat mutig heran, hob den Deckel, ließ den Brief in den Kasten fallen und wollte schon den Rückweg antreten, als ich einen Russen an den Kasten herantreten sah. zuerst glaubte ich, auch er wolle einen Brief hineinwerfen. Aber nein! der Spitzbube hatte andere Absichten! mit einem Schlüssel in der rechten Hand machte er den Kasten auf, sammelte ganz unverschämt die Briefe auf und versuchte, sich davonzumachen. da roch ich den braten, der Schurke wollte die Briefe stehlen! Verzeih mir, Chan, dass ich dich durch mein Geschwätz belästige. befiehl dem Diener, mich nach Hause gehen zu lassen. Es ist schon spät, ich muss los, sonst komme nicht rechtzeitig heim.“

„Was redest du da? bevor du mir nicht die ganze Geschichte erzählt hast, lasse ich dich nirgendwohin! berichte, was weiter geschah!“

„Chan, mögen meine Kinder deine Sklaven sein! möge ich keinen Tag ohne dich am Leben bleiben! ich sah, wie dieser schuft ganz unverschämt die Briefe aus dem Kasten nahm, dann den Kasten verschloss und sich davonmachen wollte! da packte ich den Russen am Arm und sagte: Na, Freund! Wohin schleppst du diese Briefe? man steckt sie hier in den Kasten nicht dir zuliebe! Lege sie sofort zurück, sonst ...!‘ ich fügte noch hinzu: solange NovruzÉ™li lebt, wird er dir nicht erlauben, den Brief seines Herrn irgendwohin zu schleppen. du tust nichts Gutes, man darf nicht nach fremdem gut verlangen. gilt so etwas in eurer Scharia* nicht als eine Sünde?‘ – Chan, ich bitte dich um deiner Kinder willen! Lass mich gehen, es ist schon spät, es dunkelt!“

„Beeile dich, du hast noch Zeit. Erzähle weiter!“

„Na, wo bin ich denn stehen geblieben? ... Aber ... halt! der Esel wird die Weinstöcke kaputt machen!“

NovruzÉ™li will zum Esel hinaus, aber der Chan lässt ihn nicht.

„Ja, also, wo war ich stehen geblieben? Ach, ja! ich bat ihn, die Briefe liegen zu lassen, wenigstens den Brief meines Chans. mein Chan wird mich töten, sagte ich, gib seinen Brief her. doch dieser Russe ging nicht darauf ein. Alle Versuche, den Brief wiederzubekommen, waren umsonst. Ich konnte ihn nicht dazu überreden. und als ich merkte, dass der Gauner das Weite suchen wollte, geriet ich in Wut, packte den Kafir mit meinen Händen bei den Schultern und schleuderte ihn so zu Boden, dass ihm das Blut aus dem Mund rann. Da stürzten sie aus der Kanzlei des Stadt Hauptmanns auf mich los, verprügelten mich und brachten mich ins Gefängnis. möge ich vor deinen Füßen sterben! Ohne deinen Beistand, Chan, wäre ich schon längst nach Sibirien verbannt worden. Die anderen eingesperrten sagten mir, dass jener Russe ein Beamter sei. nun, was hätte ich tun sollen? Ich bitte dich, mein Chan, bedenke selbst, wer schuld daran ist?“

Der Chan lachte schallend. es dunkelte, NovruzÉ™li, selbst hungrig, warf die leeren säcke auf den hungrigen Esel, trieb ihn mit seinem Stock an und schleppte sich hinter ihm her nach Hause.

Drei Tage später erhielt der Chan aus Eriwan ein Telegramm folgenden Wortlauts: „Brief erhalten. Wohnung bezugsfertig.“ Der Chan ließ die Sachen packen und machte sich mit seiner Gemahlin auf den Weg.

Nach anderthalb Monaten wurde NovruzÉ™li vor Gericht geladen und wegen Beleidigung eines Beamten bei Ausübung seiner Pflicht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. NovruzÉ™li bekannte sich für nicht schuldig.

Es vergingen weitere drei Monate, bis diese Nachricht Vəli Chan in Eriwan erreichte. Als der von den Geschehnissen erfuhr, wurde er sehr nachdenklich.

 

  1. November 1903

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3 KOMMENTARE



24. Juni 2024 @ 00:48

Tolle Geschichte, sehr gut geschrieben! Ganz im Geiste Hodscha Nasreddins.


24. Juni 2024 @ 07:46

Vielen Dank für Ihre Kommentar, viel Spaß beim Lesen!


15. Mai 2024 @ 13:53

Hallo,lese ich am Wochenende,da hat mein Geist frei.
Lb.G.



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