Sonnenschein
Waltraut und Herbert sind nun schon fast zehn Jahre verheiratet. Alles machen sie gemeinsam, nur wenn es um den Urlaub geht, scheiden sich die Geister. Waltraut liebt das Meer, den Sommer und den Sonnenschein. Herbert hingegen verpönt die Sonne und hätte am liebsten ständig Winter mit starkem Frost und viel, viel Schnee. So, wie auch im letzten Jahr im Februar, kommt es wieder zu einer heißen Debatte zwischen den Beiden. „Herbert, ich will ans Meer und Sonne tanken, Sonne tut gut und geht bis tief unter die Haut, wenn Du mich liebst, dann buche bitte schnellstens für uns ein Hotelzimmer in Spanien.“ Etwas verdutzt schaut Herbert seine Angetraute an und antwortet dann kurz und bündig: „Liebste Waltraut, ich hasse die Sonne, das weißt Du, ich liebe Frost und Schnee, mache Dir aber einen Vorschlag, wir machen dieses Jahr getrennt unseren Urlaub, Du fliegst nach Spanien und ich reise zum Skilauf in die Alpen.“
Gesagt, getan. Schon eine Woche später liegt Waltraut im Mini-Bikini am Strand der Costa del Sol. Doch wie der Zufall es will, lernt sie dort den deutschen Touristen Harry kennen und wie es sich manchmal so ergibt, landen die Zwei schon am zweiten Abend im Bett. Auch am Dritten und Vierten Abend geht es im Bett heiß her. Vieles hat Waltraut zwischenzeitlich von Harry erfahren, nur seinen Nachnamen nicht. Am nächsten Abend fasst sie sich ein Herz und fragt: „Harry, wir kennen uns jetzt schon fünf Tage, ich möchte jetzt endlich wissen, wie Du mit Nachnamen heißt?“ Harry ziert sich ein wenig und antwortet: „Wenn ich Dir meinen Nachnahmen sage, wirst Du ganz sicher lachen und deshalb schweige ich lieber.“ „Nein, nein Harry, ich lache nicht, ich verspreche es, sag mir jetzt bitte deinen Nachnamen.“
„Also gut Waltraut, aber nicht lachen, mein Nachname ist - Sonnenschein.“ Im nächsten Moment fängt Waltraut lauthals an zu lachen und kann sich kaum noch einkriegen. Sie lacht und lacht und lacht. Daraufhin stellt sich Harry breitbeinig vor ihr auf und ruft: „Ich hab es doch gewusst, Du lachst, obwohl Du mir fest versprochen hast, es nicht zu tun, aber sag mir jetzt, warum lachst Du trotzdem.“
„Ach Harry, sei nicht böse, bei dem Namen muss ich einfach lachen, weil er mich an die Worte meines Mannes erinnert, die er vor meinem Abflug am Flughafen zu mir sagte --- ich wünsche Dir einen wunderschönen, angenehmen Urlaub, möge der Sonnenschein jeden Tag ganz tief in Dich eindringen !“
© Horst Rehmann