Maimorgen
Angefüllt ist nun das Land
mit warmer, heller, blauer Luft.
Und streift die Hand das Blumenmeer,
umweht die Nase Duft um Duft.
Am Birnbaum stürmen Schmetterlinge
mit Bienen um die Wette,
als ginge es um Wunderdinge,
die das Kleinvolk gerne hätte.
Der Storch - nah bei - im hohen Gras,
stolziert gemächlich drein.
Irgendwann später nimmt er Maß:
den kleinen Frosch in Augenschein.
Am Wiesenbach, da sitzen zwei,
wie du und ich im Grunde.
Sie schlecken an dem Schoko-Ei,
genüsslich, wie aus einem Munde.
Sanfter Windhauch streift ihr Haar;
tanzt auch in ihrem bunten Kleid.
Laut lachend springt das junge Paar
umher in Unbefangenheit.
Löwenzahn protzt satt in Gelb
im Wettstreit mit dem Himmelblau.
Der Mohn versteckt sich noch im Feld –
erwacht schon bald im Morgentau.
Der Silberreiher sieht von oben
dem frohen Maientanze zu.
Dann fliegt er weg in hohem Bogen –
lässt das verliebte Paar in Ruh´.
Was bleibt: das Zirpen einer Grille,
in endlos großer Morgenstille.
© Ingrid Bezold & Ralph Bruse
Foto: Ralph Bruse