*Das Gedicht*
Wenn man heut sich Dichter nennt
und zu Klassischem bekennt,
oder solches selber schreibt,
sind viele sogleich abgeneigt.
Denn Klassisch ist nicht „up to Date“,
was sich reimt, nur selten geht.
Es gilt als altmodisch und out,
man lieber auf Modernes schaut.
*In* sind Poetry und Slam!
Zu sehr Reim scheint unbequem
und zu bieder und zu brav;
stimmig es nicht klingen darf.
Auch in den Liedern ists verpönt,
klingt es allzu sehr geschönt.
Was wirklich reimt, ist scheint’s nicht gut.
Ich wünsch mir ein „back to the root!“
Wo Versmaß stimmt, die Silbenlänge,
und das es öfter mal gelänge,
dass es sich wirklich reimt am Ende
und dass gelingt die Wörterwende,
nicht nur bei jeder dritten Zeile,
sondern für die ganze Weile
stimmig bleibt und flüssig stets.
Ich finde, genau darum geht’s:
Man sollt sie ehren, die Poeten,
sonst geht die Kunst irgendwann flöten
der wahren Könner: Heine, Brecht.
Da war das Gedicht noch echt!
Für Kästner, Rilke auch ein Tusch,
an Ringelnatz und Wilhelm Busch.
Auch den Christian Morgenstern
liest man sicher noch ganz gern.
Diesen Herren sag ich Danke.
Und selbst wenn ich manchmal wanke,
werd weiter ich für Klassisch werben,
damit Reime niemals sterben!
Ich wünsch in jedem Fall mir nur
den Erhalt der deutschen Sprachkultur
so wie schon früher hochgehalten
von diesen Dichtern, unseren Alten!
(DerPoet 03/17)