Dreißig Jahre mache ich das mit,
es ist fast wie in Udos Hit,
Klatsch und Tratsch im Treppenhaus,
da hält man sich am besten raus.
Versuche ich morgens, auf leisen Sohlen,
meine Zeitung reinzuholen,
öffnet sich die Tür von nebenan,
so dass ich nicht entkommen kann.
Der Flurfunk meldet Neuigkeiten,
welche Nachbarn sich gerade streiten,
wer mit wem zu Abend isst,
und wer wieder mal nicht grüßt.
Der alte Meyer liegt im Krankenhaus,
vermutlich kommt er nicht mehr raus,
dann wird ja spätestens im Mai,
wieder eine Wohnung frei.
Die junge Witwe kriegt Herrenbesuch,
getrauert hätte sie ja genug,
ein feiner Herr, schon leicht ergraut,
- sie hat durch den Spion geschaut.
Der Schröder hat viel um die Ohren
und seinen Lottoschein verloren,
er hat ihn gestern, viele Stunden
gesucht, doch leider nicht gefunden.
Ich reiß mich los, jetzt mit Gewalt,
„Sorry, mein Kaffee wird schon kalt“,
ich würde jetzt gern die Zeitung lesen,
Herr Meyer wird sicher genesen!“