Drüben wohnt der alte Meyer,
dem bringe ich ein paar Ostereier.
Die Kinder halten sich von ihm fern,
sie mögen den Alten nicht so gern.
Geht er morgens um sein Haus,
schaut er meistens grimmig aus.
Sein Leben war durchaus bewegt,
- hat einen Weltkrieg miterlebt.
Der alte Mann ist nicht verkehrt,
auch seine Frau war liebenswert.
Herr Meyer ist sowahr nicht dumm,
- er meckert nur zu viel herum.
Er hat an allem etwas auszusetzen
und ist nicht zu unterschätzen.
Damit ihm draußen nichts entgeht,
verlässt er sich auf sein Hörgerät.
Egal, ich gehe mal zu ihm rüber,
denn die paar Eier hab´ ich über.
Ich werde diesem alten Drachen,
einfach mal eine Freude machen.
Herr Meyer freut sich ungemein
und bittet mich spontan herein.
Er begrüßt mich mit dem Satz:
"Bitte nehmen sie doch Platz."
Er greift zu einer Flasche Wein
und schenkt mir gleich ein Gläschen ein.
Ich gebe ihm die Nougat-Eier,
und sehe Tränen bei Herrn Meyer.
Beherzt greift er zum Taschentuch.
"Ich hatte ewig keinen Besuch!"
Jetzt sehe ich, im Dämmerlicht,
ein leichtes Lächeln in seinem Gesicht.
Bild:GNW