Die Fremden kamen in hellen Scharen,
auf schwankenden Booten übers Meer gefahren,
sind wochenlang gewandert zu Fuß übers Land,
mit vollem Rucksack und einem Kind an der Hand.
Unzählige sind dabei im Meer ertrunken,
haben im kühlen Nass den Tod gefunden.
Sie kamen in endlosen Karawanen,
geflüchtete Syrer, Iraker und Afghanen.
Sie wurden durch Bomben und Terror vertrieben,
doch lieber wären sie in ihrer Heimat geblieben.
Wenn ich in ihre traurigen Augen sehe,
bewegt mich zutiefst das Leid in ihrer Seele.
Was ist auf unserer Welt bloß los?
Kriege und Elend sind grenzenlos.
Junge Frauen und Kinder werden vernichtet,
alte hilflose Leute und Kämpfer hingerichtet.
Sie flüchten vor Krieg und sicherem Tod,
vor Bomben, Hunger und bitterer Not.
Ihre Häuser liegen in Schutt und Asche,
ihr einziger Besitz passt in eine Tasche.
Wir haben sie in unserem Land gut aufgenommen,
doch viele Bürger sind ihnen nicht wohl gesonnen,
sie denken, die besetzen und berauben unser Land,
sie klauen uns unseren Besitz aus der Hand.
Ich kann das gut nachfühlen und verstehen,
auch wir mussten im Krieg aus Breslau gehen.
Hals über Kopf mussten wir aus der Heimat fliehen,
nur das nackte Leben ist uns geblieben.
Verzweifelt im Schwabenland angekommen,
wurden wir von vielen nicht gut aufgenommen.
Die Angst überwog, wir wollen ihnen etwas nehmen,
deswegen sollten sie sich eigentlich schämen.
Schließlich waren wir Deutsche, keine Fremden,
wir waren heimatlos, kamen mit leeren Händen.
Die Fremden wollen von uns keine Almosen erbeten,
sondern fleißig arbeiten und alles dafür geben,
um in Ruhe und Frieden in Deutschland zu leben.
Irgendwann kehren sie zurück nach Haus,
wenn endlich der verdammte Krieg ist aus!
Also, seien wir hilfsbereit und tolerant
und reichen den Fremden unsere ausgestreckte Hand!
Hannelore Knödler-Stojanovic, Ludwigsburg
Foto: Pxhere