Mein Bruder machte eine gefährliche Trekking-Tour,
durch Nepal’s grandiose einmalige Natur.
Ich hab mir insgeheim Sorgen um ihn gemacht,
ob er die Wanderungen in extremer Höhe schafft.
In einem einsamen Bergdorf am Fuße des Himalaya,
fiel ihm ein junges Mädchen auf, schön und wunderbar.
Sie stand ganz still und bescheiden am Wegesrand,
bekleidet mit einem farbenfrohen einfachen Gewand.
Sie lebte in Eiseskälte, bitterer Not und Armut,
aber sie verkörperte bezaubernde Grazie und Anmut.
Wie eine orientalische Prinzessin aus 1001er Nacht,
hat sie meinen Bruder mit einem netten Lächeln bedacht,
ganz bescheiden und ohne übertriebene Koketterie,
mit einem freundlich strahlenden Gesicht voll Harmonie
Mein Bruder nahm schnell seine Kamera zur Hand
und hat sie zur Erinnerung auf ein Foto gebannt.
Für ihn war es ein Moment voller Magie
aus dem herrlichen Traumland der Phantasie.
Dann ging sie langsam in ein Haus und verschwand,
mit ihrer reizenden kleinen Schwester an der Hand.
Er hat ihr mit diesem Bild ein Denkmal gesetzt,
ich hab es als gelungenes Portrait sehr geschätzt.
Er war ein richtiger Meister der Portraitfotografie
und war von ihrer Ausstrahlung fasziniert wie noch nie.
Neugierig hat er sämtliche Kontinente der Erde bereist,
hat mit seinen Traumfotos die Schönheit der Welt gezeigt.
Die Begegnung ist jetzt bereits über vierzig Jahre her,
vielleicht lebt sie schon längst nicht mehr.
Ich bin davon überzeugt, sie war ein sensibles Wesen,
hoffentlich hatte sie ein leicht zu ertragendes Leben.
Mit ihr ist ihm eins seiner schönsten Portraits gelungen,
jedes Mal verzaubert es mich beim Bewundern.
Hannelore Knödler-Stojanovic, Ludwigsburg
Foto: Nepal – Siegfried Knödler +