Sonstige Gedichte



Unter zwei Flaggen

Schön wie Semiras langes Haar weht,
wenn sie im Hafen nach den Schiffen schaut,
Jack weiß, dass sie hier jeden Tag steht
und auf seine wohlbehaltene Rückkehr baut.

Ihr Freund Jack, dieser furchtlose Mann,
fuhr angeblich raus, um neue Wege zu erkunden,
die Seefahrt zog ihn schon immer in den Bann,
mit dem Meer war er seit Kindheit verbunden.

Fast drei Monate blieb er schon fort,
im Jahre 1578, mit seinem getarnten Schiff,
nur Semira kannte den Aufenthaltsort,
die Insel-Piratenbucht am Teufelsriff.

Denn Jack war in Wirklichkeit ein Pirat,
seine wandelbare Galeone hatte 12 Kanonen,
mit der er gar den Handel des Königs vertrat
und sie verbarg unter Gewürze und Bohnen.

Nur wenige wussten vom doppelten Spiel,
deswegen Semiras fühlende Ängste um ihn,
denn wenn diese Täuschung auffiel,
würden sie ihn vor den Henker ziehen.

Doch auch heute kam er nicht,
seine Galeone fern, bereit zum Wandel,
schwarze Segel schimmerten im Morgenlicht
und die Piratenflagge ersetzte die vom Handel.

Kanonen wurden schussbereit vorbereitet,
vor verdeckte Luken geschoben,
für Schiff, welches plötzlich vor ihnen reitet,
von Wellengischt förmlich emporgehoben.

Es glich einer exotischen Handelsbrigg,
man vermutete an Bord goldene Schätze,
Jack genoss seinen Piratentrick,
schnell befahl er alle auf ihre Plätze.

Doch diese Brigg wandelte zum Ungetüm,
ihre Segel schillerten jetzt sonderbar,
wechselten zum seltsam-flimmernden Grün
und das Schiff wurde ein Riesenkalmar.

Lange Tentakel schnellten nach vorn,
aus einem Riesenkraken-Schiffsrumpf,
auf ihnen saßen Sirenen, mit Schuppenhorn,
ihre Schreie klangen Meeres-grollend dumpf.

Jack erkannte sofort den Piratenkraken,
seine Kanonen zielten donnernd auf ihn,
dieser schien schon Ewigkeiten zu jagen,
konnte seine Beute stets in Tiefen ziehen.

Der Krake war einst im Fluch geboren,
durch Meer-Hexen rächend verwünscht,
sie, all ihren Zauber heraufbeschworen,
denn der Pirat hatte ihre Schönste gelyncht.

Seit dem musste er die Schiffe versenken,
als grausames Piratenmonster der Meere,
die Beute zu den holden Meerfrauen lenken,
in ihre magisch-tief-dunkle Sphäre.

Aber Jack drehte sein Schiff gekonnt bei,
getroffene Tentakel zerfetzten vor ihm,
man hörte ein schrecklich-gurgelnden Schrei
und sah lange Zungen über Wunden ziehen.

Die Meer-Hexen fauchten beim Lecken,
Jack ließ erneut feuern mit Getöse,
der Krake schnaufte vergebens im Schrecken,
Sirenen-heulend sank er in voller Größe.

Doch nicht verborgen blieb das Geschehen,
fern schipperte ein königliches Schiff,
Jacks Sieg, über die Kreatur, gesehen,
bevor er verschwand hinterm Teufelsriff.

Seine Schiffstarnung wurde erkannt,
aber Jack als Held gefeiert, wie nie,
zum Admiral der Königsflotte ernannt,
damals einmalig, trotz getarnter Piraterie.

Denn sie hatten so viele Schiffe gelassen,
im Kampf, mit dem schrecklichen Piratenkraken,
deswegen konnte der König es kaum fassen
und wollte Jacks Dienste für immer haben.

Auch Semiras Ängste waren nun verflogen,
eine Admiralshochzeit stand ins Haus,
glücklich sind beide in ein Schloss gezogen,
mit zwei Flaggen und die Geschichte ist aus.

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