Das Tagebuch in meinen Händen
ist ein ganz besonderer Schatz.
Es hat in meinen vier Wänden,
auch einen Ehren-Platz.
Es schildert schlimme Zeiten,
aus der Kriegsgefangenschaft.
Auf kleinen vergilbten Seiten,
- geschrieben mit letzter Kraft.
Niederschmetternde Berichte,
voller Schmerz und Traurigkeit.
Herzzerreißende Gedichte,
voller Sehnsucht und Einsamkeit.
Krieg, Angst, Gefangenschaft,
Krankheit, - geplante Flucht.
Aus der Hoffnung kam die Kraft.
Nach einem Ausweg wurde gesucht.
Mit einem Freund an deiner Seite,
bist du nachts geflohen.
Durch Frankreichs unendliche Weite,
obwohl Gefahren drohen.
Kein warmes Bett, die Füße wund;
Schuhe und Strümpfe immer nass.
Gepäck, so an die 60 Pfund,
halb verhungert, hager, blass.
Gehetzt wie wilde Tiere,
bei Regen durch Wald und Feld.
Den Feind stets im Visiere;
- nicht einen Pfennig Geld.
Mach Kornfeld diente euch als Schutz,
Sonne und Mond als Orientierung.
Übermüdung, Kälte, Nässe, Schmutz.
Jeder Bach war eine Verführung.
Trinkwasser wurde abgefüllt,
entkeimt stets mit Tabletten.
In Landeskleidung eingehüllt,
versuchtet ihr euch zu retten.
„Wie furchtbar“, habe ich gedacht.
„Was mussten Menschen damals ertragen?“
Es wurde sich, so manche Nacht,
verzweifelt durchgeschlagen.
Tränen kamen plötzlich auf,
mein Herz wurde so schwer.
Das ist wahrlich ein Lebenslauf,
den wünsch´ ich keinem mehr.
Da wird man dankbar und beschämt,
sieht vieles in einem anderen Licht.
Was mich bisher so oft gegrämt,
das zählt auf einmal nicht.