Sie ist verhärmt, lebt wohnungsfrei.
Ihr Kleid ist arg verschlissen,
gebeugt auf Krücken, derer zwei,
die Fußnägel leicht eingerissen.
Ihr schmerzt die Brust, je Atemzug.
Die Arbeit hat ihr Herz beschwert.
Die Krücken, die sie bei sich trug,
sind heute keinen Euro wert.
Zwei Burschen hatten unverhohlen,
bei einer üblen Rauferei,
der Frau die Krücken frech gestohlen.
Dann brachen sie das Holz entzwei.
Die Alte sah oft Not und Weh.
Sie ist jetzt krank: "Habt doch Erbarmen !"
Die Kälte drückt sie, bis zum Zeh.
Sie, die Arme unter den Armen.
Ihr Mann ist tot, die Rente klein,
kann hohe Mieten nicht bezahlen.
Ich sah sie weinen, oft ganz allein
und leiden unter den Qualen.
Die Frau, sie liegt im Abendrot,
auf einer Wiese, nah der Eiche.
Die Augen geöffnet, dennoch tot.
Ein Auto holt ab - die Leiche.
(c) Olaf Lüken (18.06.2023)