Weihnachtsgedichte



Nur noch ein Gläschen



In der Ecke sitzt der Vater,
hat von gestern einen Kater,
heut ´noch völlig durch den Wind
und vom Alkohol halb blind.
Abwesend und kaum anzusprechen,
im Kopf ein Dröhnen und ein Stechen.
Mein Gott, wo ist der Mann geblieben,
den ich immer wollte lieben,
der, wenn es von oben grollte,
mir zur Seite stehen wollte.
Schaut nur her, wie er dort sitzt
und den Alkohol ausschwitzt.
In der schönsten Zeit im Jahr
ist er im Kopfe selten klar.

Er zieht von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt,
obwohl er doch schon sehr betagt.
Dort reizen ihn weder Wurst und Schinken,
- nein, eins, zwei Glühwein muss er trinken.
Am liebsten drei und dann mit Schuss,
weil man die Drehzahl erhöhen muss.
Die vielen Feiern sind auch nicht zu verachten,
das kann man von zweierlei Seiten betrachten.
Atmosphäre und Geschenke sind nichts für den Herrn,
einen halben Liter Wein hätte er erst einmal gern.
Auch den Grappa möchte er heute probieren.
nun darf ich ihn wieder nach Hause kutschieren.
Bei dieser Kälte, Eis und Schnee,
wo ich doch im Dunkeln gar nichts seh´,
da brauche ich all´ meine Kraft,
Herr, wofür werde ich nur bestraft.

Auf dem Weg zum Auto nur ein Schwanken.
„Der Tank ist leer, ich muss auch noch tanken.“
Wie wir so durch die Gegend brettern,
fängt er an zu schimpfen und an zu wettern.
Mal fahr´ ich zu langsam mit seinem Schinken,
das nächste Mal soll ich früher blinken,
dann sagt er, ich fahre zu dicht auf,
häng´ auf dem Vordermann schon drauf,
den ich ganz ehrlich gar nicht seh´,
ich seh´ nur Dunkelheit und Schnee.
Schwankend kommt er zur Haustür rein,
er trank wieder alles, Bier, Schnaps und Wein.
Ich binde mir noch auf die Schuh,
da hat er schon die Augen zu.

Heute schläft der Gute mal zur Probe,
im Sessel an der Flur-Garderobe,
schnarcht´ dass sich die Balken biegen,
das hören nur die Stubenfliegen.
Ich mach das Licht aus und deck´ mich zu,
im Ehebett herrscht heute Ruh!

Gelesen: 137   
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AUTOR:

Liebe Freunde der Poesie,
Schreiben, Malen und Fotografieren sind drei meiner vielen Hobbys. In diesem Forum könnt ihr 980 Gedichte von mir lesen. Ich schreibe über Geschehnisse im Alltag, über Urlaubserinnerungen und hoffe mit Denkanstößen aufrütteln zu können. Wer die Geschichte von Eduard verfolgen möchte, ist hier genau richtig. Inzwischen umfasst die Geschichte 50 Teile. Ein lustiger Roman in Gedichtform.
Wenn ihr etwas tiefer in meine Welt eintauchen möchtet, besucht mich auf meiner Homepage.

Mit lieben Grüßen, Gudrun Nagel-Wiemer


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5 KOMMENTARE



27. Dezember 2023 @ 19:43

Einen Schmunzler kann ich mir da nicht verkneifen, liebe Gudrun, aber ein Fünkchen Wahrheit liegt in jedem Humor. Ich kann mir schon vorstellen, dass so manche Ehefrau ihren schwankenden Gatten vom Weihnachtsmarkt holen musste. Glühweinstände gab es ja zuhauf. Einen guten Rutsch ins neue Jahr und lG in Deinen heutigen Abend, Helga


26. Dezember 2023 @ 13:23

Hartmut, danke für das Herz. Einiges ist nur ein Scherz.
Doch etwas Wahres ist auch meist dran, wohl dem der ‚s unterscheiden kann. LG in den Tag, Gudrun


25. Dezember 2023 @ 16:48

Na dann ist es ja gut.LG
Ewald


25. Dezember 2023 @ 10:13

Du hast es nicht leicht.
Mit dem Auto im Nachts fahren , da geht es mir genauso.
Straße nass und Gegenverkehr, da sehe ich fast gar nichts mehr.
Trotzdem schöne Weihnachten liebe Gudrun
Ewald


25. Dezember 2023 @ 16:32

Oh je, Ewald, einiges kommt schon mal vor, aber es ist nur ein Gedicht, dass die Schattenseiten der Weihnachtzeit aufzeigen soll. LG Gudrun



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