Am Weihnachtsbaum, wie jedes Jahr,
sitzt im Geäst ein Vogelpaar.
Nicht dicht genug, sich zu berührn
auch viel zu weit, um sich zu spürn.
Es trifft sie sein verliebter Blick,
sie schickt ihn sehnsuchtsvoll zurück.
Es reicht nicht mehr, sich anzusehn
als Weihnachtsschmuck herumzustehn.
Doch starr sind Füße und das Bein,
die Flügel sind nur bloßer Schein,
denn aufgemalt sind sie ganz zart
und filigran nach Künstlerart.
Er wünscht, sie hofft, sie träumen heut
von einer wunderbaren Zeit,
von einem Herz, das wirklich schlägt,
vom Flügel, der den Körper trägt,
von Schnäbeln, die laut tiriliern,
von Füßen, die herumspaziern,
vom Flug zu zweit im Sonnenschein
und niemals mehr alleine sein.
Vergessen wär die Einsamkeit,
der vielen Jahre tiefes Leid,
die Dunkelheit, düster und trist
nur raus ans Licht, wenn Weihnacht ist.
Zwei Tränen, so unendlich klar,
geweint von einem Vogelpaar,
gefüllt mit ihrem schönsten Traum,
verliern sich irgendwo im Baum.
(c) `Hanna Hahn